Das Büro der kleinen Dinge

Auf viele kleine Dinge wartet man gewöhnlich ein Leben lang. - Nicht aber auf Büro Amsterdam: Ihr Erstlingswerk zeigt, dass auch kleine Dinge ganz gross sein können. Wie Bleistiftkritzeleien, wirken ihre Songs. Bleistiftkritzeleien, die fein säuberlich nachkoloriert zu einem wohl komponierten farbigen Bild wachsen und dabei die Grenze zum Kitsch zielsicher verfehlen. Büro Amsterdam germanisiert die Berner Musik ohne dabei die Schweiz zu verlassen. Wenn Frontmann Stephan Greminger in geschliffenem Deutsch in Tom Waits'scher Manier krächzt, ist das Understatement und Frechheit zugleich. Seine Stimmgewalt zeigt sich an anderen Orten dafür umso mehr. Wenn ihm an diesen Stellen seine Bürokollegen das musikalische Feld überlassen, entfaltet sich sein klassisches Singer-Songwriter-Talent. Zurückgeworfen auf die Texte, die von wütig schäumendem Bier und fies lachenden Jukeboxen handeln, zeigt sich gerade in solchen Passagen die wahre Grösse des gebürtigen Ostschweizers.

Die kleinen Dinge, die Büro Amsterdam auf dieser Scheibe zusammen gestellt hat, sind in vielerlei Hinsicht ein Grenzgang: Nicht nur sprachlich grast Stephan Greminger unter dem Zaun durch, auch musikalisch weidet er gern mal auf fremden Wiesen: Es ist wohl kein Zufall, dass einem beim Hören der Scheibe plötzlich Neil Young in den Sinn kommt, man aber sogleich auch wieder bei Züri West oder Moloko landet. Büro Amsterdam pfeift auf Konventionen und schubladisiert sich eben am besten da, wo man all die Dinge versorgt, die keinen festen Platz haben im Leben: Im Sammelsurium der vielen kleinen Dinge eben.

Text: Pascal Nufer